Herzmuskelentzündung durch Corona-Impfung

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Das Paul-Ehrlich-Institut berichtete am 15.07.2021 über ein relevantes Risiko für Herzmuskelentzündungen nach einer Covid-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff insbesondere bei Männern unter 30 Jahren. Die Symptome traten typischerweise 14 Tage nach Gabe der zweiten Dosis auf. In Deutschland wurden bis zum 30.06.2021 insgesamt 204 Fälle von Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen in Zusammenhang mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Pfizer oder Moderna) gemeldet. Ähnliche Fälle wurden in anderen Ländern beobachtet.

Was sind mRNA Impfstoffe?
mRNA Impfstoffe enthalten Informationen aus dem Bauplan eines Virusbestandteils. Die mRNA überträgt diese Informationen in unsere eigenen Zellen. Dies bedeutet aber nicht, dass mRNA basierte Impfstoffe, wie z. B. Moderna und Pfizer/Biontech, in das Innere des Zellkerns eindringen, wo unser Erbgut sich befindet. Sie üben deshalb keine Auswirkung auf unser Erbgut aus. Ganz im Gegenteil hängen sie sich an die proteinbildenden Bestandteile der Zelle. Die Zellmaschinierie produziert dort den Virusbestandteil in Form von Antigen. Die produzierten Antigene werden auf der Zelloberfläche präsentiert, damit sie vom Immunsystem erkannt werden. Dies löst eine spezifische Immunantwort aus und das Immunsystem bildet Gedächtniszellen. Bei einem erneuten Kontakt mit demselben Antigen bewirken die Gedächtniszellen eine schnellere und effektivere Immunantwort. Wenn der Körper mit dem Virus in Kontakt kommt, erkennt dadurch das Immunsystem das Virus schneller und kann die Infektion gezielt und rasch bekämpfen.

Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Herzmuskelentzündung ist eine Entzündung der Herzmuskulatur. Diese wird in der Fachsprache als Myokarditis bezeichnet. Die Herzmuskulatur befindet sich in der mittleren Schicht der Herzwand. Diese besteht aus 3 Schichten:

-    Das Endocardium oder die Herzinnenhaut
-    Das Myocardium oder die Herzmuskulatur
-    Das Pericardium oder der Herzbeutel

Bei einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist der Herzbeutel häufig mitbetroffen. Deshalb spricht man oft von einer Perimyokarditis, also eine Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung.

Arten von Herzmuskelentzündungen
Man unterscheidet zwischen infektiösen und nicht infektiösen Herzmuskelentzündungen. Infektiöse Herzmuskelentzündungen werden durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst:

Viren sind die häufigsten Auslöser für Myokarditiden. Darunter sind Coxsackieviren, Adenoviren, Herpes Viren, Influenzaviren, Epstein-Barr-Virus, Hepatitis Viren und SARS-CoV-2.

Bakterien wie z. B. Staphylokokken, Streptokokken, Mycobacterien und Borrelien verursachen oft eine Entzündung der Herzinnenhaut, also eine Endocarditis.

Pilze wie z. B. Candida und Aspergillus. Eine Herzmuskelentzündung durch eine Pilzinfektion ist äußerst selten und kommt überwiegend bei immunsupprimierten Patienten vor.Nicht infektiöse Herzmuskelentzündung werden durch Autoimmunerkrankungen, Arzneimittel oder Umweltfaktoren ausgelöst.

Autoimmunerkrankungen wie z. B. rheumatoide Arthritis oder systemische Lupus erythematodes.

Arzneimittel wie z. B. Antibiotika, Antidepressiva, Diuretika und Herzmedikamente. In sehr selten Fällen führen allergische Reaktionen nach einer erfolgten Impfung zu einer Entzündung der Herzmuskulatur.

Umweltfaktoren wie z. B. Metalle und radioaktive Strahlung.

Sind nur Männer von einer Myokarditis nach einer Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff betroffen?

Nein. Fälle von Herzmuskel- und Herzbeutelentzüdungen nach einer Covid-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff wurden unter Männern und Frauen aus allen Altersgruppen beobachtet. Um den Zusammenhang besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf die Daten aus den USA zu werfen. Denn dort wurden mRNA-Impfstoffe häufiger eingesetzt als in Deutschland.

Bis 11.06.2021 wurden in den USA 296 Millionen Dosen der mRNA-basierten Impfstoffe (Pfizer/Biontech und Moderna) verabreicht. Unter den 1,226 gemeldeten Fälle von Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen waren 923 männlich und 687 Personen unter 30 Jahre alt. Ca. 75% aller Meldungen wurden nach Gabe der 2. Dosis beobachtet.

Unter 30 Jahre alt
30 Jahre oder älter
Alter unbekannt
Summe
Gemeldeten Fälle von Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung in den USA
687
507
32
1226
Männer
Frauen
Unbekannt
Summe
Gemeldeten Fälle von Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung in den USA
923
289
14
1226

Welche Symptome von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung nach einer mRNA-Corona-Impfung soll ich beachten?

Folgende Symptome können unter anderem nach einer erfolgten mRNA-Corona-Impfung im Rahmen einer Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung auftreten:
-    Brustschmerz
-    Luftnot
-    Herzrasen Falls eines oder mehrere dieser Symptome bei dir vorliegen, solltest du umgehend einen Arzt kontaktieren.

Sollte ich auf die Impfung verzichten?

Nein. Impfstoffe sind Arzneimittel, die das Immunsystem zum Schutz vor Krankheiten verstärken. Die Einnahme von Arzneimitteln ist häufig mit gewissen Risiken verbunden. Vor dem Einsatz von Arzneimitteln erfolgt eine Abwägung der Risiken und der zu erwartenden Nutzen der Behandlung. Die Risiken sollten nicht den Nutzen übersteigen. Der Nutzen von Impfstoffen überwiegt bei weitem die Risiken von Impfreaktionen, ernsthafter Schäden durch die Impfung und vor allem eine Infektion mit dem Erreger. Das Risiko einer Covid-19 Erkrankung mit möglichen schweren Komplikationen und Long-Covid-Syndrom übersteigt jenes von Impfreaktionen. Die zugelassenen Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus sind sehr sicher und schützen dich und deine Familie vor einer schweren Erkrankung. Die meisten der berichteten Fälle von Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen, die sich in ärztliche Behandlung begaben, sprachen gut auf Medikamente und Ruhe an und hatten eine prompte Besserung.

Falls du unsicher bist, ob du dich gegen COVID-19 impfen lassen möchtest und dein Risiko für Nebenwirkungen abklären möchtest, spreche mit deinem Arzt.

Quellen

[1] Comirnaty and Spikevax: possible link to very rare cases of myocarditis and pericarditis, European medicines agency, (aufgerufen am: 23.07.2021),https://www.ema.europa.eu/en/news/comirnaty-spikevax-possible-link-very-rare-cases-myocarditis-pericarditis

[2] Use of mRNA COVID-19 Vaccine After Reports of Myocarditis Among Vaccine Recipients: Update from the Advisory Committee on Immunization Practices — United States, June 2021, Centers for Disease Control and Prevention, (aufgerufen am 23.07.2021)https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/70/wr/mm7027e2.htm?s_cid=mm7027e2_w

[3] Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 30.06.2021, Paul-Ehrlich-Institut,https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-bis-30-06-21.pdf?__blob=publicationFile&v=3

[4] Heart Inflammation, National Heart, Lung and Blood Institute, (aufgerufen am 26.07.2021) https://www.nhlbi.nih.gov/health-topics/heart-inflammation

[5] Was ist ein mRNA-Impfstoff und wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?, mRNA-Impfstoffe zur Bekämpfung der COVID-19 Pandemie, Biontechhttps://biontech.de/de/covid-19-portal/mRNA-impfstoffe

[6] Myocarditis and Pericarditis Following mRNA COVID-19 Vaccination, Centers for Disease Control and Prevention, (aufgerufen am 26.07.2021)https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/vaccines/safety/myocarditis.html

[7]Impf­stof­fe für Men­schen, Paul-Ehrlich-Institut,https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/impfstoffe-node.html

[8] Myocarditis and Pericarditis Following mRNA COVID-19 Vaccination, Centers for Disease Control and Prevention, https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/vaccines/safety/myocarditis.html

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